Die 9. Panzerdivision - ein Haufen von Massenmördern?
Falsche Anschuldigungen wegen Kriegsverbrechen im Juli 1941 in Zloczow und Tarnopol immer noch im Umlauf
Von Ludwig Bauer
Zum Stand der "Wehrmachtsausstellung"
Viereinhalb Jahr lang hat die Ausstellung "Vernichtungskrieg: Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" in 33 Städten in Deutschland und Österreich 900 000 Besucher gehabt und heftige Kontroversen in der Öffentlichkeit ausgelöst. Obwohl es sich dabei nur um eine private Initiative von Jan Philipp Reemtsma, dem vermögenden Sohn eines Großindustriellen, handelte, erhielt sie durch Eröffnungsreden die Zustimmung maßgebender Vertreter der Öffentlichkeit wie Johannes Rau, Franz Vranitzki und Jutta Limbach. In den Ausstellungsorten stellten Gemeinden, Gewerkschaften und Kirchen Ausstellungsräume zur Verfügung und veranstalteten zum Teil ausufernde Begleitprogramme unter Verwendung öffentlicher Mittel. Führende Medien kommentierten die Ausstellung ausführlich und weitgehend beifällig oder zumindest unkritisch.
Am 4. November 1999 wurde die Ausstellung abrupt geschlossen. Der äußere Anlaß waren drei wissenschaftliche Veröffentlichungen von Historikern, darunter zwei Ausländer, im Oktober 1999. Prof. Dr. Reemtsma berief eine "wissenschaftliche Kommission" zur Prüfung der Exponate und hoffte, die Ausstellung in drei Monaten wieder zeigen zu können. Die von ihm selbst ausgewählten Gutachter waren schon durch ihre Auswahl befangen. Sechs der acht Mitglieder waren außerdem aktiv mit der Ausstellung verbunden.
Die "Gutachter" kamen erst ein Jahr nach Schließung der Ausstellung in ihrem Abschlußbericht vom 15. November 2000 zu einem einstimmigen Ergebnis, das einem Gefälligkeitsgutachten gegenüber Reemtsma und seinen Mitarbeitern gleichkam. Sie sprachen die Ausstellungsautoren trotz einiger Kritik, vor allem wegen ihres Umgangs mit Fotos, von jeglichen Fälschungen und Manipulationen frei und stellten fest, daß die Ausstellung nach Überarbeitung "wieder einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der historisch-politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland leisten könne". Der Vorstand des Fördervereins für die Ausstellung begrüßte diesen "Freispruch" und richtete an Reemtsma die Aufforderung, die von ihm entlassenen Ausstellungsautoren an der Überarbeitung der Ausstellung zu beteiligen.
Im Gegensatz zu den allgemeinen Erwartungen entsprach das Urteil der Kommission nicht den Intentionen Jan Philipp Reemtsmas. Ohne die Öffentlichkeit davon zu informieren, hatte er schon ab Dezember 1999 fünfzehn junge Historiker mit den Arbeiten für eine völlig neue Konzeption der Ausstellung beauftragt. Im Sommer 2000 entließ Reemtsma alle Ausstellungsautoren und im Dezember erklärte er dem Vorstand des von ihm ins Leben gerufenen Fördervereins unmißverständlich, dieser sei nicht autorisiert, Exponate der Ausstellung in Zukunft noch zu verwenden.
Mit diesem überraschenden Bannstrahl gegen seine eigene Ausstellung, die er Jahre lang auch mit Rechtsmitteln gegen seine Kritiker verteidigt hatte, kommt Reemtsma - ohne dies zuzugeben - zur selben Schlußfolgerung wie seine Kritiker. Die notwendigen Konsequenzen hat er allerdings nicht gezogen:
1. Reemtsma hat der Öffentlichkeit
seine Erkenntnisse verschwiegen. Er hat die vielen in der Ausstellung enthaltenen
Fälschungen und Verleumdungen nie richtig gestellt. Er hat sich nicht distanziert
von der wissentlichen Verwendung sowjetischer Fälschungen, z.B. beim Heidenreich-Tagebuch,
und erfolterter Geständnisse, wie beim Minsker Prozeß.
2. Reemtsma hat sich nie entschuldigt bei der irregeleiteten Öffentlichkeit,
bei den düpierten prominenten Rednern bei Eröffnungen und Begleitprogrammen
der Ausstellung und bei den namentlich genannten verleumdeten Soldaten oder
deren Familien. Er hat nicht erklärt, warum Deutsche und Österreicher die Erfindungen
der sowjetischen Gräuelpropaganda nach sechs Jahrzehnte, ein Jahrzehnt nach
Ende der Sowjetunion, ernstnehmen und verbreiten sollten.
3. Reemtsma hat nichts unternommen, um den angerichteten Schaden zu begrenzen,
der in einem falschen Geschichtsbild, in Familien- und Generationenkonflikten
und in der Bestätigung eines verzerrten Feindbildes im Ausland liegt.
4. Ganz im Gegenteil, Reemtsma präsentiert ab November 2001 eine neue Ausstellung
unter dem Titel "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges
1941-1944", um seine These, die Wehrmacht sei eine verbrecherische Organisation
gewesen, weiterhin zu vertreten. Damit soll indirekt seine alte Ausstellung
gerechtfertigt und das erschreckende Ausmaß ihrer Fehler und Fälschungen in
Bildern und Texten einer Diskussion entzogen werden.
Nach diesen Feststellung erscheint es überflüssig, auf die Vorwürfe der "alten" Wehrmachtsausstellung und der Presse gegen die 9. Pz.Div. noch genauer einzugehen. Unter den vielen Fälschungen in Bildern und Texten befanden sich jedoch Aussagen über Kriegsverbrechen und Massentötungen durch unsere Division. Auch sie wurden bisher in der Öffentlichkeit nicht richtiggestellt, sie werden sogar immer noch verbreitet, besonders in den USA.
Die im Südabschnitt der Ostfront eingesetzte 9. Pz.Div. unterstand vom 6.Juni bis 9. September 1941 dem XIV. Armeekorps, Teil der Panzergruppe 1 von Kleist. Die 9. Pz.Div. war über Zloczow vorgestoßen. Sie nahm mit einer kleinen Kampfgruppe am 2. Juli 1941 Tarnopol ein und stieß weiter in die Ukraine vor. Anschließend zogen durch Tarnopol die Waffen-SS-Division Wiking und weitere Heeresdivisionen. Sowohl zu Zloczow als auch zu Tarnopol wurde der 9. Pz.Div. eine Beteiligung an Massenmorden unterstellt.
SPIEGEL: Die 9. Panzerdivision hat in Zloczow "gewütet" und gemordet.
Der SPIEGEL vom 25. Januar 1999 bringt einen Bericht über Zloczow unter der Überschrift "Leichen im Obstgarten" mit dem Untertitel "Galizien 1941: Erst mordete der sowjetische NKWD, dann wüteten deutsche Truppen". Im Text heißt es dann: "Am 1. Juli 1941 um 12 Uhr Mittags hatte die 9. Panzerdivision der deutschen Wehrmacht Zloczow eingenommen. Fünf Tage später waren über 3000 Zloczower Juden tot." Nachgewiesen ist, dass schon vor Einmarsch deutscher Truppen nach Bekanntwerden der NKWD-Morde an etwa 700 Ukrainern einige hundert jüdische Männer den Racheakten der Angehörigen und Aktionen ukrainischer Nationalisten zum Opfer fielen. Die noch im Gang befindlichen Ausschreitungen wurden durch einen Wehrmachtoffizier beendet, wie mehrfach, auch durch einen der geretteten Juden, bestätigt wurde. Soldaten der 9. Pz.Div. waren weder an Plünderungen noch an Morden beteiligt.
Ausstellung: Wehrmachts-Truppen beim "Pogrom in Tarnopol"
Die Ausstellungsmacher haben 1995 den angeblichen Mord an 1 000 Juden in Tarnopol Anfang Juli 1941 als reines Wehrmachtverbrechen dargestellt und 1999 ergänzt: "Durch Tarnopol sind Anfang Juli 1941 Teile folgender Einheiten gezogen: SS-Division Wiking, 9. Panzer-Division, 60. Infanterie-Division, 125. Infanterie-Division." Die Soldaten der genannten Divisionen werden somit als Täter für den behaupteten Massenmord angesehen. Hinzu kommt, dass der Kommandeur der 9. Pz.Div., General von Hubicki, mit Offizieren seines Stabes auf zwei Fotos abgebildet wird - gehört unser damaliger Kommandeur in ein Verbrecheralbum? Auch im amerikanischen Ausstellungskatalog, der in den USA auch heute noch verkauft wird, sind die Fotos von Tarnopol und General von Hubicki enthalten, ebenso der belastende Text aus dem deutschen Katalog. Zusätzlich wird die Mitteilung des Hamburger Instituts für Sozialforschung über die durchgezogenen Truppen sogar als "Document" abgedruckt. Eines der gefälschten, d.h. mit falschem Text versehenen, Tarnopol-Fotos wird auf dem Umschlag abgedruckt.
Auch in Tarnopol hatte es nach Abzug der Sowjets Rachemorde durch die Bevölkerung gegeben, denen wahrscheinlich einige hundert Zivilisten zum Opfer fielen. Der Kommandierende General des XIV. Armeekorps mußte einen Artilleriemajor als Stadtkommandanten einsetzen und für ihn einzelne Einheiten der Kampftruppen abziehen, damit die Ausschreitungen der Bevölkerung, Morde und Plünderungen, beendet werden konnten.
Sollen die Lügen und Verleumdungen stehen bleiben? Seit Jahrzehnten erforscht das Militärgeschichtliche Forschungsamt die Geschichte der einzelnen Regimenter und Divisionen der Wehrmacht. Die Kriegstagebücher unserer Division sind weitgehend erhalten geblieben. Seit Jahrzehnten geht auch die Zentrale Stelle Ludwigsburg jedem Hinweis auf Kriegsverbrechen nach. Die 9. Pz.Div. wird im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen in Zloczow und Tarnopol nirgends erwähnt. Es ist deshalb absurd zu glauben, dass ein Spiegel-Journalist und das Reemtsma-Institut neue und spektakuläre Einzelheiten entdeckt haben. Einzelne vorgekommene Verbrechen wurden von der deutschen Militärgerichtsbarkeit hart geahndet. So wurde im März 1942 ein Offizier der 9. Pz.Div., der in angetrunkenem Zustand Kriegsgefangene grundlos erschossen hatte, wegen Mordes zum Tode verurteilt, ein Obergefreiter erhielt zehn Jahre Zuchthaus wegen versuchter Vergewaltigung. Wir waren eine disziplinierte Truppe, die weder für Massenmorde eingesetzt wurde noch sich an solchen beteiligt hat.
Wie lange wollen wir noch zu den falschen Anschuldigungen schweigen? Die Würde der Toten, die Ehre unserer Division und unsere Selbstbehauptung verpflichten uns, eine unmissverständliche Klarstellung zu erzwingen.
Verfügbare Kriegstagebücher
und andere Dokumente zur Forschung der 9.PzDiv.
Zurürck zur Geschichte der 9.Panzerdivision